Latronico und seine Thermalquellen

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Die therapeutischen Eigenschaften dieser Thermalquellen waren sehr wahrscheinlich von der Frühgeschichte an bekannt.
Die in den ersten Jahren des 20ten Jahrhunderts durchgeführten archäologischen Forschungen haben in den Grotten von Calda, die sich in unmittelbarer Nähe der Quellen befindet, Schränkchen mit Votivgegenständen ans Licht gebracht, die von den Forschern als geweihte, mit dem „Kult der heilsamen Quellen“ verbundenen Lagerstätten betrachtet werden. Auf sicherere Zeugnisse müssen wir jedoch bis 1732 warten (Bezeugungen von Dr. Michele La Cava über „Die Bäder von Latronico“, Originaltitel: “I bagni di Latronico”, 1891 herausgegeben): “Es gibt auf dem Gebiet des Calda genannten
Ortes immer noch verschiedene Mineralwässer, von denen die Ansässigen glauben, dass sie zum Heilen verschiedener Übel gut sind” und etwa 100 Jahre später, 1824, wird im „Kalender des Schaltjahres 1824“ angegeben: „Dem Calda genannten Ort entspringen viele Mineralwasserquellen, welche Elemente von kohlensauem Gas, Gas von Schwefelwasserstoff, Magnesiumkarbonat, Kalziumkarbonat und von Kieselerde enthalten”. Die ersten effizienten Untersuchungen liefert 1842 der Chemiker Grocco. 1899 gibt es zudem die ersten chemophysischen und chemischen Analyse, die Prof. Bartolomeo Gosio vom Gesundheitsamt leitete.

Gosio drückte sich folgendermaßen aus: „Über große Schichten von Travertinstein, zweifelsohne aus selbiger Bildung, rinnen die Thermalquellen, mit denen mich zu befassen, ich gerufen wurde; doch fließen alle im Tal zu einem einzigen ungestümen Lauf zusammen, der dann in den Fluss Sinni mündet.”.
Die bedeutendste der Quellen fördert in der Trockenzeit, das heißt im Sommer bei geringster Schüttung, etwa 42 Liter pro Sekunde, das entspricht 151 Kubikmetern pro Stunde.
Es ist ein uralter Glaube, dass die Thermalquellen von Calda schwefelhaltig seien. Ein scharfer, unverkennbarer Geruch von verdorbenen Eiern, den man auch heute an bestimmten Punkten des Ortes wahrnimmt, war die für eine solche Annahme nicht wegzudiskutierende Garantie.

Ich stelle jedoch sofort fest, dass eine solche Charakteristik nicht für alle jene Thermalquellen verallgemeinert werden kann: Die große Quelle, Grande Sorgiva, beispielsweise erwies sich auch bei der Prüfung an ihrem Ursprung mit den sensibelsten Reagenzen als absolut frei von auch nur den geringsten Spuren an Schwefelwasserstoff und Sulfiden im Allgemeinen; dementgegen konnte ich, als ich Stück für Stück die Proben weiter talwärts vornahm, eindeutig nachweisen, dass diese Verbindungen von einer anderen kleinen Quelle einströmten, die von der rechten Seite her dort nach einem kurzen und gewundenen Lauf durch von jüngeren Anschwemmungen aufgelockerte Erde zusammenfließt. Auf diese kleine Thermalquelle richtete sich meine Aufmerksamkeit auf ganz besondere Weise, auch weil gesagt wird, dass die erstaunlichen, traditionellen Wirkungen der hydrotherapeutischen Kuren von La Calda großenteils der Verwendung derselben als Getränk zu verdanken sind. (…)

Diese Ergebnisse beweisen, dass die Wässer der zwei Quellen der „Calda di Latronico“, die einzigen, die in dem Zustand waren, untersucht werden zu können, reichliche Mengen universeller Stoffe aufweisen, sowohl was die Qualität, als auch was die Anzahl betrifft; aber quantitativ, vor allem bei dem der Großen, sind sie derer arm. Zweifellos hat zu diesem Mangel viel die Tatsache beigetragen, dass die Wasserentnahme zu einem Zeitpunkt nach strömenden Regenfällen erfolgt ist; ein Umstand, der, auch wenn er auf wirkliche Mineralquellen keinen großen Einfluss hat, gewiss in unserem Fall wegen der speziellen Bedingungen dieses Gebietes, wo andere Oberflächengewässer zusammenfließen, nicht zu vernachlässigen ist“. Die chemophysischen Untersuchungen an den drei Quellen der Calda erfolgten in immer kürzeren Abständen:

  • 1970 führte sie Prof. Bellavista, Direktor des “Istituto di Chimica Farmaceutica” der Universität Perugia, durch;
  • 1974 wurden die genannten Untersuchungen von Prof. Visintin, Beauftragter des EAGAT, wiederholt;
  • im Juli 1977, als nötige Planungsvoraussetzung, wurde von Prof Cotecchia eine Studie über die Quellen von “La Calda” durchgeführt.

In hydrogeologischem Verhältnis der Thermalquellen “La Calda di Latronico” werden die Ergebnisse der chemischen und der chemophysischen (bei einigen auch der isotopischen) Analyse eingetragen, und sind so zusammenzufassen: Die Wässer der drei Quellen, der Großen, der Mittleren und der Kleinen, haben bei 180° ein festes Residuum von jeweils 0.442, 0.452 und 0.447gr und sind als Mineralwässer mit mittlerem Mineralgehalt zu klassifizieren. In Bezug auf die Temperatur sind sie als hypothermal zu klassifizieren, da alle eine Temperatur von über 20°C mit zu vernachlässigenden, jahreszeitlich bedingten Schwankungen haben; genau messen die Große und die Mittlere 22°C und die Kleine 22,55°C.

Im Wasser der Großen und der Mittleren Quelle überwiegen HCO2 Bikarbonat-Anionen und in geringem Maß SO Sulfat. Die vorkommenden Kationen sind, der Reihe nach: Ca (mg.91.59); Na 22.70; Mg 14.53; K 5.90. Die zwei Wässer lassen sich als kalkhaltige Bikarbonat-Wässer (oder besser kalkhaltige Bikarbonat-Sulfat-Wässer) klassifizieren. Das Wasser der Kleinen Quelle ist schwefelhaltig und klassifizierbar als kalk- und schwefelhaltiges Bikarbonat-Wasser. Die vorübergehende Radioaktivität, die in der Hauptquelle von La Calda gemessen wurde, lieferte Werte von 44 Millimikrocurie und ist also unter den radioaktiven Wässern (von 30 bis 150 mmc/l) einzureihen. Die bakteriologische Reinheit ist durch kontinuierliche Kontrollen garantiert, die Prof. Visintin seit einigen Jahren vornimmt.